24.08.2022

Heimatverein Reken: 75 Jahre Vereinsgeschichte

Er zählt zu den größten Vereinen in Reken und schreibt Tradition ohnehin groß. In diesem Jahr blickt der Heimatverein Reken auf sein 75-jähriges Bestehen zurück: Anlass genug, dieses Jubiläum ausgiebig zu feiern. Ein dreiviertel Jahrhundert Heimatverein – das ist auch Anlass, Bilanz zu ziehen, nach vorne zu schauen und für ein „Heimat-Gespräch“ mit Carsten Hösl und Bernd Hensel im denkmalgeschützten Haus Uphave, dem ältesten Gebäude des Dorfes. Der erste ist Vorsitzender seit 2020, der zweite sein Vorgänger, Ehrenvorsitzender und kürzlich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Hensel stand 44 Jahre an der Spitze des Vereins, davon 25 Jahre als Vorsitzender.

Der Vorsitzende des Heimatvereins Carsten Hösl (l.) und sein Vorgänger Bernd Hensel (Ehrenvorsitzender) vor dem Haus Uphave: "Der Heimatverein ist ein Jubilar, der sich bester Gesundheit erfreut."


Beim Plausch in der gemütlichen Stube des Vereins sind die beiden sichtbar guter Dinge. Sie blättern im Jubiläumsband, der gerade frisch aus der Druckerei gekommen ist, und sagen übereinstimmend: „Der Heimatverein ist ein Jubilar, der sich bester Gesundheit erfreut.“ Als er den Staffelstab übergeben bekam, so lobt Hösl, sei das Feld bestens bestellt gewesen. Und auch Hensel geizt nicht mit Komplimenten. Mit seinem Nachfolger seien die Weichen für die notwendige Verjüngung des Heimatvereins gestellt worden. Das erklärte Ziel: Den Verein fit zu machen für die Zukunft und gleichzeitig das Bewährte zu erhalten.

Je komplexer die globalisierte Welt und womöglich auch bedrohlicher, desto wohltuender empfinden die Menschen Heimat, dörfliche Nähe und das wärmende Gefühl von Zusammengehörigkeit. Heimat, Heimatliebe, Heimatsprache Platt – das alles ist schick. Und trotzdem sind Heimatvereine keine Selbstläufer. So mancher Verband in der Region ist überaltert und von Nachwuchsproblemen geplagt. Dass sie solche existenziellen Sorgen nicht kennen, macht die Rekener Heimatfreunde ein wenig stolz. Und das zu Recht: Als Hensel Mitte der 1990er Jahre in die großen Fußstapfen von Hermann Illerhues trat, hatte der Verein 270 Mitglieder. Am Ende seiner Ära waren es fast doppelt so viele: 530. Und die neue Führungsmannschaft macht munter weiter. Trotz Pandemie verbucht das Team Hösl fast 70 Neuaufnahmen, größtenteils junge Leute.

Es ist die Generation der Gründerväter, die in den 1960/70-er Jahren in Reken enorm viel bewegt und ein solides Fundament anlegt: Die „Olle Mölle“ wird Heimatmuseum, das Spritzenhäuschen („Pietermann“) vor der Abrissbirne gerettet und Haus Uphave in ein schmuckes Heimathaus umgebaut. Auch im Sakralmuseum „Alte Kirche“ wirkt der Heimatverein tatkräftig mit. Bernd Hensel war es, der Struktur in den Verein bringen sollte. So wird zum ersten Mal ein Jahresprogramm auf die Beine gestellt. „Wir haben es mit Schreibmaschine und Papier, Schere und Pritt-Stift hergestellt.“ Der „Proaloawend“, bis dahin ein lockeres Stammtischgeplauder, entwickelt sich zu einem festen und beliebten Veranstaltungsformat. Und auch das Heimatfest blüht auf – vor allem weil nun Eigengewächse des Vereins das bunte Bühnenprogramm selbst stemmen.

Es sind zwei Konstanten, die den Verein prägen: Er versteht sich als Klammer für alle fünf Ortsteile und baut auf die enge Zusammenarbeit mit Gemeindeverwaltung und -rat. „Wenn wir die Hand am Puls der Zeit haben wollen, brauchen wir Aktive aus allen Ortsteilen“, sagt Hensel. Das Aufgabenspektrum des Vereins ist enorm. Es reicht vom sonntäglichen Dienst in der Mühle über die Gartenpflege am Haus Uphave und die Plattdeutsch AG in der Grundschule bis hin zum Ausbau des Heimatarchivs, dem Gedächtnis des ganzen Dorfes, sowie der Herausgabe historischer Bücher. Proaloawende und Radtouren, Heimatfeste und Maigänge – dies alles steht für die gemütliche Seite des regen Vereinslebens: für das Lagerfeuer-Feeling.

Der Ehrenvorsitzende, selbst Typ Macher, bescheinigt seinem Nachfolger die nötigen Führungsqualitäten: „Er ist ehrgeizig und unkompliziert – einer, der anpackt.“ Auch in diesem Punkt sind sich beide einig: Möglichst viele Mitglieder sollen sich einbringen und Verantwortung übernehmen – und bloß keine Karteileichen und Befehlsempfänger sein. „Im Heimatverein kann ich mein Dorf mitgestalten und unsere Geschichte bewahren“, sagt Carsten Hösl. Zu den kommenden Herausforderungen zählt er Stichworte wie Digitalisierung und Museum 2.0. Aber zuerst wird Ende August anständig Jubiläum gefeiert. „Wi seit us“, sagen die beiden. (pi/hh)